Außenansicht der Therapiehalle des Gemeinschaftskrankenhauses bei Nacht.
Neugeborenes umgreift den Finger seiner Mutter
Notaufnahme am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke
Fotoaufnahme vom Gemeinschaftskrankenhaus
Ärzte der Abteilung für Neurochirurgie während einer Operation.
Unser Anmeldebereich der Abteilung für Neurochirurgie
Kunsttherapie am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke

Babyfreundliches Gemeinschaftskrankenhaus

NRW-Gesundheitsministerin Steffens gratuliert zur Übergabe des Doppel-Zertifikats

Zertifikatsübergabe "Babyfreundlich" am Gemeinschaftskrankenhaus

Einen doppelten Grund zur Freude gab es jetzt am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke (GKH): Bei einer Feierstunde wurden die Zertifikate „Babyfreundlich“ der gleichnamigen WHO/UNICEF-Initiative an die Geburts- und die Kinderklinik des GKH übergeben. Damit wurde die außergewöhnliche bindungs- und stillfördernde Arbeit des Hauses ausgezeichnet. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) freute sich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Krankenhauses über diesen bedeutsamen Schritt. „Dahinter steckt ein umfassendes Konzept mit weitreichender Wirkung“, sagte sie über die erfolgreiche Zertifizierung. „Das, was Sie sich hier erarbeitet haben, bräuchten wir als Normalität auch in anderen Geburtskliniken.“

„Doppelzertifizierung entspricht dem ganzheitlichen Konzept des GKH“

Lob für die Auszeichnung gab es am Freitag auch von Prof. Dr. med. Jörg Baltzer, Ehrenmitglied der WHO/UNICEF-Initiative. In seiner Rede sagte der bekannte Gynäkologe und Wissenschaftler: „Diese Doppelzertifizierung entspricht dem ganzheitlichen Konzept des Gemeinschaftskrankenhauses“, sagte er mit Bezug auf die anthroposophische Ausrichtung des GKH.

„Wir haben eine gesellschaftliche Verantwortung, die Bindung zwischen Mutter und Kind zu fördern“, erklärte Dr. med. Anette Voigt, Leiterin der Frauenklinik und Ärztliche Direktorin, in ihrem Grußwort. Nach dem Motto „Vor dem Audit ist nach dem Audit“ wollen die Teams der Geburtshilfe und Kinderklinik jetzt weiter dafür arbeiten, „dass es für viele Frauen und Kinder noch besser wird“, so Voigt. Prof. Dr. med. Alfred Längler, Leitender Arzt der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin und ebenfalls Ärztlicher Direktor, sagte über die Zertifizierung: „Es ist ein kleiner Beitrag zur Lösung großer, gesellschaftlicher Probleme.“

Prozess der Zertifizierung dauerte zwei Jahre

GKH-Geschäftsführer Christian Klodwig sowie die Ärztlichen Direktoren sprachen am Freitag auch ihren Teams großes Lob und Dank für ihre Arbeitsleistung aus. Denn: Der Weg zur ersehnten Doppelzertifizierung dauerte zwei Jahre – und er war arbeitsintensiv: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Geburts- und Kinderklinik haben ihre Arbeitsabläufe infrage gestellt und neu gedacht; sie besuchten spezielle Schulungen, suchten den interdisziplinären Austausch, optimierten jeden Schritt. Davon profitieren jetzt alle Babys, die im GKH zur Welt kommen, und natürlich ihre Mütter und Väter. Aber nicht nur die: „Wir sind näher zusammen gerutscht, das ist einfach schön“, sagt Anika Scheel, die gemeinsam mit Susanne Clasani und Michaela Strümper-Brix die Projektleitung innehatte, über die veränderte Zusammenarbeit der Mitarbeiter von Geburts- und Kinderklinik.

Mit welchem Aufwand das GKH alles dafür tut, um eine sichere Bindung zwischen frisch entbundener Mutter und Neugeborenem zu ermöglichen, erklärten die Projektleiterinnen in ihrem Vortrag: Intensiver Hautkontakt unmittelbar nach der Entbindung gehört zum Beispiel dazu, und zwar nicht nur bei gesunden, reifgeborenen Babys. Auch kranke Neugeborene oder Frühgeborene sollen direkt nach ihrer Geburt  und noch im Kreißsaal mit ihrer Mutter „bonden“ dürfen, anstatt direkt auf die Intensivstation verlegt zu werden. Es wurde deutlich, welch ungemeiner Aufwand hinter diesem auf den ersten Blick selbstverständlichen Hautkontakt steht, wenn die Babys zum Beispiel krank sind oder es sich um Frühgeborene handelt, die eine Atemunterstützung benötigen. Denn dann muss ein Team an Kinderärzten und Kinderkrankenschwestern dieses erste, mehrere Stunden dauernde „Bonden“ begleiten.

„Die Zeiten, in den ein Kind nach der Geburt von der Mutter getrennt wird, sind definitiv vorüber. Es ist noch nicht in allen Köpfen angekommen, aber es ist vorbei“, sagte Projektleiterin Michaela Strümper-Brix.

Darum ist das Doppel-Zertifikat so besonders: 
Das GKH ist eines von nur fünf Häusern in Deutschland, die das Zertifikat „Babyfreundlich“ sowohl für die Geburtsklinik als auch für die Kinderklinik erhalten haben. Das Qualitätssiegel „Babyfreundlich“ wird nach einem aufwändigen Vorbereitungs- und Prüfungsprozess an Geburts- und Kinderkliniken verliehen, die sich dem Schutz der Eltern-Kind-Bindung und der Entwicklungs- und Stillförderung verschrieben haben. Ein fester Kriterienkatalog liegt der Prüfung zugrunde. Zudem haben die Kliniken, die das Gütesiegel „Babyfreundlich“ tragen dürfen, die Umsetzung eines internationalen Betreuungsstandards (so genannte B.E.St.®-Kriterien) nachgewiesen.

Doch das große Projekt „Babyfreundlich“ geht am Gemeinschaftskrankenhaus weiter, auch wenn die ersehnte Doppelzertifizierung erreicht ist: „Der Inhalt, der soll ja weiterleben. Hier geht es nicht nur um das Zertifikat. Es geht darum, es mit Leben zu füllen. Der Leitgedanken ‚Mutter und Kind gehören zusammen‘, der muss weitergelebt werden“, sagt Michaela Strümper-Brix.  Dafür bedarf es weiterhin auch der Expertise der vier Still- und Laktationsbeauftragten, die über einen Zeitraum von einem Jahr mit insgesamt 35.800 Euro von der GlücksSpirale gefördert wurden; ihre Arbeit ist eine zentrale Anforderung im Zertifizierungsprozess.

Die Zertifizierung erfolgte im September 2016. Insgesamt wurde das Gütesiegel in den vergangenen Jahren deutschlandweit 99 Mal verliehen, 94 Mal ausschließlich an Geburtskliniken.

Weitere Informationen zur Initiative „Babyfreundlich“, zum Beispiel ausführliche Erläuterungen zu den B.E.St.®-Kriterien, sind im Internet unter www.babyfreundlich.org zu finden.

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