Eine visionäre Gründung im Jahr 1969
Als das GKH 1969 gegründet wurde, stand die Welt im Zeichen des Fortschritts. In diesem Jahr landete der erste Mensch auf dem Mond, und auch in unserer Region wurde mit der Eröffnung des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke ein visionärer Schritt in die Zukunft getan. Hauptinitiator dieser visionären Idee war der Neurologe und Gesundheitspolitiker Privatdozent Dr. med. Gerhard Kienle (1923 - 1983). Als Anthroposophischer Arzt und Mitbegründer des Gemeinschaftskrankenhauses sowie der Universität Witten/Herdecke entwickelte er zusammen mit seinen Mitstreitern ein wegweisendes Modell einer neuen Form der medizinischen Versorgung.
Kienles Vision war es, gemeinsam mit einer sozial engagierten Gruppe aus u. a. Ärzt*innen, Therapeut*innen und Pflegefachkräften ein Krankenhaus zu etablieren, das den erkrankten Menschen ganzheitlich in den Mittelpunkt stellt. Der Gedanke, konventionelle Schulmedizin mit anthroposophischen Ansätzen zu kombinieren, galt damals als innovativ und mutig. Nach über zwei Jahrzehnten intensiver Vorbereitungsarbeit wurde das GKH schließlich als erstes Anthroposophisches Akutkrankenhaus in Deutschland eröffnet. „Herdecke ist ein besonderes Juwel in der deutschen Krankenhauslandschaft“, lobte einst der damalige Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer.
Von Anfang an verfolgte das GKH einen Ansatz, der weit über die reine Symptombehandlung hinausging. Ziel war es, Heilung durch die Ergänzung der Anthroposophischen Medizin zu fördern und den Menschen in seiner Gesamtheit – körperlich, geistig und emotional – zu betrachten. Diese bahnbrechende Vision führte dazu, dass das Krankenhaus schnell Anerkennung fand, nicht nur in der Region, sondern auch bundesweit. Heute ist das GKH nicht nur das erste Anthroposophische Krankenhaus Deutschlands, sondern auch das größte.
Herausforderungen und Kritik: Pandemie und Krankenhausreform als Prüfstein
Wie alle Krankenhäuser stand auch das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke während der COVID-19-Pandemie vor großen Herausforderungen. Neben den erschwerten Arbeitsbedingungen und steigenden Energiepreisen sah sich das GKH zusätzlich mit Vorurteilen konfrontiert, die seine integrativen Ansätze als „alternativ“ und unwissenschaftlich kritisierten. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Behandlungsmethoden beruhen im GKH auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Leitlinien führender medizinischer Fachgesellschaften. Integrative Medizin im GKH bedeutet, bewährte Verfahren durch wissenschaftlich fundierte, ergänzende Angebote zu erweitern.
Diese Phase war eine Bewährungsprobe für das Krankenhaus, doch durch die konsequente Orientierung an wissenschaftlichen Standards und das Vertrauen in die eigene Vision ging das GKH gestärkt aus dieser Zeit hervor.
Moderne Medizin
Die Anthroposophische Medizin ist eine Ergänzung zur evidenzbasierten Schulmedizin, die in den Behandlungsplan integriert werden kann. Wie in allen Krankenhäusern basiert die Arbeit des GKH auf medizinischen Leitlinien, die von Fachgesellschaften und wissenschaftlichen Institutionen entwickelt werden. Diese Leitlinien unterstützen die Ärzt*innen und Fachkräfte in der Entscheidungsfindung und basieren auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Alle Ärzt*innen des GKH haben ein naturwissenschaftlich fundiertes Medizinstudium abgeschlossen, und viele von ihnen verfügen zusätzlich über eine Qualifikation in Anthroposophischer Medizin.
Individuelle Behandlung
Das Alleinstellungsmerkmal des Gemeinschaftskrankenhauses ist die Kombination aus schulmedizinischer Behandlung und den ergänzenden Angeboten der Anthroposophischen Medizin, Therapie und Pflege. Die tägliche Praxis zeigt, dass diese integrativen Angebote in bestimmten Fällen einen positiven Einfluss auf den Gesundheitszustand der Patient*innen haben.
„Anthroposophische Pflege und Therapie ergänzen die schulmedizinischen Behandlungen auf eine Weise, die Patient*innen in ihrer Ganzheit anspricht und ihnen zusätzliche Unterstützung auf dem Weg zur Genesung bietet,“ erläutert Martina Degener, Pflegedirektion des GKH. „Unsere Pflegemethoden und therapeutischen Angebote helfen den Menschen, ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren und stärken das Vertrauen in den Heilungsprozess.“
Wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der Universität Witten/Herdecke
Um die Wirksamkeit der integrativen Ansätze weiter zu erforschen und zu evaluieren, arbeitet das GKH u. a. eng mit der Universität Witten/Herdecke und anderen akademischen Institutionen zusammen. In mehreren interdisziplinären wissenschaftlichen Arbeitsgruppen werden die unterschiedlichen Behandlungsformen wissenschaftlich untersucht und langfristig analysiert. Ziel dieser Kooperation ist es, die Effektivität der Behandlungen zu untersuchen und die Erkenntnisse in die Weiterentwicklung der medizinischen und pflegerischen Versorgung zu integrieren. So wird eine evidenzbasierte, patientenzentrierte Medizin gefördert, die moderne wissenschaftliche Methoden mit komplementären Ansätzen vereint.
Krankenhausreform: Bestätigung und Stärkung
Die umfassenden Reformen zur Neustrukturierung der Krankenhauslandschaft in Nordrhein-Westfalen, die vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) angestoßen wurden, beschäftigen zahlreiche Gesundheitseinrichtungen in der Region. Viele Krankenhäuser sehen sich mit der Herausforderung konfrontiert, ihre Leistungen und Strukturen an die neuen Vorgaben anzupassen.
Das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke betrachtet die Reform jedoch als positive Entwicklung und sieht sich in seiner Rolle gestärkt. „Wir sehen uns in weiten Teilen durch die vom MAGS geplante Leistungsstruktur sowohl in unserer Versorgungsnotwendigkeit als auch in unserer regionalen Bedeutung bestätigt“, betont Christian Klodwig, Geschäftsführer des GKH. Die geplanten Änderungen in der Krankenhausstruktur, die auf eine effizientere und bedarfsgerechte Versorgung abzielen, unterstützen das GKH in seiner Mission, sowohl regional als auch überregional eine zentrale medizinische Versorgungsrolle zu übernehmen.
Heute führend in Integrativer Medizin
Im Jahr 2024 ist das GKH ein leistungsstarkes Krankenhaus, das jährlich über 50.000 Patient*innen betreut. Mit seinen 540 Betten und rund 2.000 Mitarbeitenden im GKH-Konzern konnte es sich kontinuierlich weiterentwickeln und deckt heute ein breites Spektrum der medizinischen Versorgung ab, das von internistischchirurgischer Grundversorgung bis hin zu hochspezialisierten Zentren für Neurologie, Neurochirurgie, Pädiatrie, Gynäkologie und Psychiatrie reicht. Auch überregionale Behandlungen in den Bereichen Psychosomatik und Psychotherapie gehören zum Angebot des Hauses.
„Was das GKH dabei besonders auszeichnet, ist die Kombination von evidenzbasierter und anthroposophischer Medizin, die individuell auf die Bedürfnisse der Patient*innen abgestimmt wird. Dies ermöglicht es dem Krankenhaus, eine ganzheitliche, auf den gesamten Menschen ausgerichtete Behandlung anzubieten. Ein Konzept, das seit der Gründung innovativ war – und es bis heute bleibt“, erklärt Dr. med. Anette Voigt, Ärztliche Direktorin am Gemeinschaftskrankenhaus.
Auszeichnungen und wichtige Entwicklungen 2024
Das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke wurde 2024 erneut für seine herausragenden Leistungen gewürdigt. Zum sechsten Mal in Folge wurde es vom F.A.Z.-Institut als eines der besten Krankenhäuser Deutschlands ausgezeichnet. Zudem erhielt das GKH von Focus die Auszeichnung als einer der fairsten Arbeitgeber Deutschlands. Die Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin wurde bereits zum achten Mal mit dem Gütesiegel „Ausgezeichnet. FÜR KINDER 2024 - 2025“ geehrt und wiederholt von WHO und UNICEF als babyfreundliches Krankenhaus zertifiziert. Auch in den Fachbereichen Neurologie und Neurochirurgie erhielt das GKH Top-Bewertungen: Die Behandlung von Multiple Sklerose wurde von stern ausgezeichnet, während die Neurochirurgie von FOCUS Gesundheit prämiert wurde.
Neben den genannten Ehrungen erhielt das GKH in diesem Jahr weitere Siegel, die die hohe Qualität und Sicherheit der angebotenen Behandlungen bestätigen. So wurde beispielsweise das Hernienzentrum mit dem Qualitätssiegel der Deutschen Hernien Gesellschaft ausgezeichnet, das für besonders hohe Behandlungsstandards und Patientensicherheit steht.
Diese Auszeichnungen stehen für das hohe Engagement und die exzellente Arbeit der Mitarbeiter*innen. Prof. Dr. med. Alfred Längler, Ärztlicher Direktor des GKH, äußert dazu: „Diese Auszeichnungen sind für uns sowohl Bestätigung als auch Ansporn. Sie zeigen, dass unsere Bemühungen um Qualität und Wertschätzung im Arbeitsalltag Früchte tragen. Eine Kultur des fairen Miteinanders schafft Vertrauen und ermöglicht es allen Kolleginnen und Kollegen, ihr volles Potenzial im Sinne unserer Patienten zu entfalten.“
Das Jahr 2024 brachte bedeutende Weiterentwicklungen für das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke. Mit der Eröffnung einer Psychosomatischen Tagesklinik und einer Psychiatrischen Institutsambulanz in Witten wurde das regionale Versorgungsangebot im Bereich der psychischen Gesundheit maßgeblich erweitert. Gleichzeitig wurde die Neustrukturierung der Zentralen Notfallambulanz hin zu einem modernen Zentrum für Notfallmedizin eingeleitet, das spürbare Verbesserungen für Patient*innen und Angehörige verspricht. Auch die Chirurgie stellte sich grundlegend neu auf: Das Darmzentrum wurde baulich und technologisch modernisiert, und die chirurgische Klinik hat sich grundlegend neu ausgerichtet. Zudem wurde ein Ambulantes Operationszentrum (AOZ) in Betrieb genommen, das sowohl allgemeinchirurgische als auch gynäkologische Eingriffe unter ambulanten Bedingungen ermöglicht. Ein interdisziplinäres Team aus erfahrenen Fachärztinnen für Chirurgie, Gynäkologie und Anästhesie sorgt hierbei für eine optimale medizinische Betreuung.
Diese Entwicklungen unterstreichen, dass das GKH weiterhin innovativ und patientenorientiert arbeitet – ein Ansatz, der seit der Gründung 1969 den Erfolg des Hauses prägt.
Ausblick 2025: Innovationen in der Geburtshilfe und roboterassistierte Chirurgie
Der Blick in die Zukunft zeigt, dass das GKH auch in den kommenden Jahren auf Wachstum setzt. Für Anfang 2025 ist die Fertigstellung der modernisierten Geburtshilfe geplant, die mit neuen Geburtszimmern und einem innovativen Betreuungskonzept aufwartet. Ebenfalls ein Highlight: Der Einsatz des da Vinci XOperationsroboters, der im Oktober 2024 eingeführt wurde. Unter der Leitung von Dr. med. Bernhard Limper, Chefarzt der Chirurgie, und Dr. med. Anette Voigt, Chefärztin der Gynäkologie, wird das neue System minimalinvasive Eingriffe ermöglichen, die dank der hochpräzisen Technologie eine schnellere Genesung der Patient*innen unterstützen. Das GKH setzt damit weiterhin auf modernste Technologie und bietet Patient*innen die bestmögliche Behandlung mit minimaler Belastung. „Diese Erweiterung unterstreicht unsere langfristige Strategie, eine dem Menschen zugewandte moderne Medizin auf höchsten technischen Niveau anzubieten“, erläutert Geschäftsführer Christian Klodwig.
Der weltweit etablierte da Vinci-Operationsroboter wird international schwerpunktmäßig in der Viszeralchirurgie und Gynäkologie eingesetzt, während er in Deutschland bisher vor allem in der Urologie bekannt ist. Das GKH nimmt hier eine Vorreiterrolle in der Region ein, da es als eines der ersten Krankenhäuser roboterassistierte Verfahren sowohl in der Chirurgie als auch der Gynäkologie anbietet.
Ein Krankenhaus mit regionaler und überregionaler Bedeutung
Das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke ist heute das größte Krankenhaus im Ennepe-Ruhr-Kreis und gleichzeitig der größte Arbeitgeber in Herdecke. Mit seinen Ausbildungsangeboten in fünf Berufen trägt das GKH maßgeblich zur Fachkräfteentwicklung in der Region bei. Durch seine innovative Ausrichtung und seine stetige Weiterentwicklung wird das GKH auch in Zukunft eine zentrale Rolle in der medizinischen Versorgung spielen – sowohl regional als auch überregional. „Das hohe Werteverständnis unserer Mitarbeiter*innen, ihre Kompetenz und Schaffenskraft sind die Schlüssel für unseren Unternehmenserfolg. Herausragende Arbeitsbedingungen mit inspirierenden Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten sind neben einer Vergütung nach dem TVöD und einer soliden Altersversorgung wesentliche Gründe dafür, weshalb es hoch attraktiv ist Teil des „Teams-GKH“ zu sein,“ betont Christian Klodwig, Geschäftsführer des GKH.
Eine Vision für die Zukunft
„Unsere Vision ist es, auch in den nächsten Jahrzehnten weiterhin als Vorreiter in der integrativen Krankenhausmedizin zu agieren. Mit einem Fundament aus 55 Jahren Erfahrung, medizinischer Exzellenz und einem tiefen Verständnis für die Bedürfnisse jedes Einzelnen möchten wir weiterhin die bestmögliche Versorgung bieten – innovativ, ganzheitlich und wissenschaftlich fundiert“, schließt Prof. Dr. med. Alfred Längler, Ärztlicher Direktor des GKH, ab.
Über das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke
Das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Nordrhein-Westfalen, verbindet als Akutkrankenhaus medizinische Behandlung auf höchstem wissenschaftlichem Niveau mit integrativen Angeboten der Anthroposophischen Medizin. Ziel ist es, auf die individuellen Lebensumstände und Bedürfnisse der Patient*innen einzugehen. Von diesem ganzheitlichen Behandlungsansatz profitieren jährlich mehr als 50.000 Menschen.
Am Krankenhaus arbeiten rund 2.000 Mitarbeitende in 17 Fachabteilungen mit 540 Betten. Das Leistungsspektrum beinhaltet die internistisch-chirurgische Grund- und Regelversorgung sowie eine überregionale Zentrumsversorgung auf den Gebieten Neurologie, Neurochirurgie, Kinderheilkunde, Gynäkologie & Geburtshilfe sowie Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Das 1969 eröffnete Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke ist das größte Anthroposophische Krankenhaus Deutschlands sowie akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Witten/Herdecke.