Aufbahrung und Verabschiedung von Verstorbenen
„Die Kultur eines Volkes erkennt man daran, wie sie mit ihren Toten umgeht.“
Dieser Satz wird auf Perikles (493 - 429 v. Chr.) zurückgeführt. Bei uns hat die Aufbahrung Verstorbener eine inzwischen über vier Jahrzehnte alte Tradition. Diese Aufgaben werden nicht an Fremde (Bestatter, Pathologiegehilfen usw.) abgegeben, sondern von den Mitarbeiter*innen der jeweiligen Station ausgeführt. Alle Verstorbenen werden in besonders gestalteten Räumen aufgebahrt um
- Angehörigen eine würdige Verabschiedung von ihrem Verstorbenen zu ermöglichen
- Menschen, die dies wünschen, anzubieten, den Verstorbenen auch in den darauffolgenden drei Tagen zu begleiten
- Angehörigen zu helfen, Schuldgefühle abzubauen, z. B. wenn sie beim Sterbeprozess nicht anwesend waren
- den pflegerischen und therapeutischen Mitarbeiter*innen zu ermöglichen, die Verabschiedung zu gestalten
- den Verstorbenen beim Übergang von der Individualität des Menschen in eine andere Daseinsform zu unterstützen.
Ein Kreis ehrenamtlicher Mitarbeiter*innen (Aufbahrungskreis) kümmert sich gemeinsam mit den Seelsorgern des Gemeinschaftskrankenhauses um die Gestaltung der Räumlichkeiten sowie um die inhaltliche Auseinandersetzung und Förderung des Aufbahrungsgedankens, einschließlich beruflicher Bildungsarbeit.
Hinweisen wollen wir auch noch auf das ausgewählte Projekt „Förderung der Verabschiedung und Aufbahrung Verstorbener im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke" der Initiative der Landesregierung „Gesunde Region NRW", zu dem von Mitarbeiter*innen des Hauses ein Evaluationsbericht (Uhlmann/Plenter 2000) vorgelegt wurde. Angehörige von Verstorbenen und Mitarbeiter*innen des Gemeinschaftskrankenhauses wurden dabei zu ihren Erfahrungen befragt und ihre Aussagen dokumentiert.
Diese Lebensinhalte verfolgen wir nicht aus einem überkommenen Brauchtum, sondern als eine aus der Menschenkunde erneuerte Gestaltungsaufgabe.